Norbert Gstrein

Norbert Gstrein, geboren am 3. 6. 1961 in Mils bei Imst/Tirol, wuchs gemeinsam mit fünf Geschwistern (darunter der Skirennläufer Bernhard Gstrein) als Sohn eines Hoteliers und Skischulbesitzers in Vent/Tirol auf. Er studierte von 1979–1984 in Innsbruck Mathematik und verbrachte anschließend Studienaufenthalte in Stanford/USA (1986/87) und Erlangen (1988). Eine sprachphilosophische Dissertation mit dem Titel „Zur Logik der Fragen“ stellte er 1988 fertig, absolvierte jedoch keine Rigorosen. Im selben Jahr veröffentlichte er mit der Erzählung „Einer“ sein literarisches Debüt und lebt seither als freier Autor. 1988/89 war er Stipendiat des Literarischen Colloquium Berlin, 1989 Teilnehmer am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, 1989/90 Stadtschreiber in Graz. 2016 erhielt er das Sepp-Schellhorn-Stipendium. Nach zahlreichen Auslandsaufenthalten und wechselnden Wohnsitzen (u. a. Paris, Zürich und London) lebt und arbeitet Gstrein seit 2000 in Hamburg.

*  3. Juni 1961

von Claudia Kramatschek und Wolfgang Reichmann

Essay

Als der österreichische Schriftsteller Norbert Gstrein 1988 sein Buch „Einer“ vorlegte, erregte der bis dahin unbekannte, aus der Abgeschiedenheit des hintersten Ötztals stammende Autor mit einem Schlag großes Aufsehen: Die Erzählung wurde als ein vielversprechendes Debüt gelobt. Tatsächlich weist „Einer“ in der Behandlung von Stoff und Sprache bereits die für Gstreins erzählerisches Werk charakteristischen Aspekte auf: Zum einen stößt der Leser auf die Auseinandersetzung mit der verstörenden ...